Der Hausbaum… welcher darf es sein?
Ein Hausbaum kann viel mehr, als nur ein wenig Grün vor das Haus zu bringen. Suchen Sie sich die speziellen Eigenschaften aus, die Sie an einem Baum schätzen, dann werden Sie schnell Ihren Lieblingsbaum finden. Der richtige Baum muss es sein, doch um den zu finden, sind ein paar Fragen im Vorfeld zu klären. Denn der Hausbaum muss in erster Linie zu seiner Familie und zum Haus passen.

Das können Hausbäume
Der Baum, der zum Haus gehört, ist nicht nur ein schöner Erinnerungsanker, er erfüllt auch viele wichtige und angenehme Funktionen. Bäume sind unsere großen Sauerstoffproduzenten, sie filtern Staub und Bakterien aus der Luft und sorgen im Sommer für kühle Schattenplätze. Mehr noch: An heißen Tagen sind Bäume wahre Klimaanlagen, denn über die Blätter verdunsten sie Wasser, und das erhöht die Luftfeuchtigkeit. Durch die Verdunstungskälte sinkt auch die Lufttemperatur in der Umgebung. Dieser Kühlungseffekt ist natürlich umso höher, je größer der Baum und die Blattmasse ist. Bäume schaffen es auch, extreme Temperaturschwankungen abzumildern. Gerade auf versiegelten Flächen, die sich im Sommer stark aufheizen, wirkt der Baum regulierend auf die Umgebungstemperatur. Außerdem sind Bäume echte Windbremsen, in deren Kronen sich der Wind bricht und seine Geschwindigkeit deutlich verlangsamt. Achten Sie jedoch darauf, an besonders windexponierten Standorten nur solche Baumarten zu pflanzen, die damit auch klarkommen und als ausreichend windfest gelten. Ein Baum steht aber nicht nur für sich alleine, er ist auch Lebensraum, Brutplatz und Futterquelle für viele andere. Vögel bauen ihre Nester darin und nutzen ihn als Kinderstube und Speisekammer. Blüten, Blätter und Früchte insbesondere von heimischen Baumarten sind für viele Insekten und Kleintiere eine wichtige Nahrungsgrundlage, und von uns Menschen oft unbemerkt wohnt eine Fülle an Käfern, Insekten und Pilzen in der Rinde und im Stamm des Baums. So ein Hausbaum ist also nicht nur ein Freund und Begleiter der eigenen Familie, sondern auch vieler anderer Mitbewohner im Garten. Wer den Baum dann noch als Lebens- und Wohnraum für sich selbst oder die Kinder erweitern möchte und dafür mit einem Baumhaus im Hausbaum liebäugelt, der braucht allerdings Geduld. Denn bis ein neu gepflanztes Gehölz die Größe dafür erreicht, ist möglicherweise schon die nächste Generation der Baumhausnutzer herangewachsen. Suchen Sie sich in diesem Fall dafür eine Baumart mit einer ausladenden Krone aus, die ihre Äste möglichst waagrecht am Stamm tr.gt. Dann können Sie zumindest ein für sich stehendes und im Boden verankertes Stelzenhaus so platzieren, dass es in die Baumkrone ragt.
Haus und Baum werden eins
Der perfekte Hausbaum passt nicht nur zu Ihnen, sondern rundet die Gestaltung des Hauses und der Umgebung ab. Idealerweise bilden Gebäude und Baum eine gestalterische Einheit und ergänzen sich in Stil und Proportion. Der Hausbaum kann dann entweder ein Gegengewicht zum Baukörper sein, oder er kann die Gliederung der Fassade aufnehmen. Mit der entsprechenden Wuchs- oder Kronenform wird er die Architektur und Formensprache des Gebäudes oder der Umgebung ergänzen und betonen. Eine Fassade mit einer rhythmisch gegliederten, länglichen Fensterfront lässt sich zum Beispiel elegant mit schlanken, säulenförmigen Wuchsformen aufnehmen. Ein langgestreckter Eingangsweg bekommt dagegen mit einer locker ausgebreiteten Kronenform eine spannungsreiche Antwort. Baumkrone ist also nicht nur Baumkrone, die verschiedenen Baumarten entwickeln ganz unterschiedliche, charakteristische Wuchsformen von schmal und säulenartig über kompakt und eiförmig bis hin zu bogig weit überhängend. Da ist für fast jede Standortsituation etwas dabei.

Die Form wahren
Sind Sie eher der Typ für ein streng geschnittenes Formgehölz, dann werden Sie malerisch ausladende Wuchsformen vielleicht nicht besonders schätzen. Umgekehrt sind formale Gehölze für Freunde bizarr gewundener Baumkronen lediglich ein starres Grünelement. Überlegen Sie also, welche Form Sie bevorzugen, und werfen dann einen Blick auf Ihr Haus und seine Umgebung. Denn gerade mit der Wuchsform können Sie ein individuelles Bild Ihres Hauses unterstreichen und den Hausbaum als Orientierungspunkt einer ganzen Gebäudereihe setzen. Breit ausladende Kronen sind natürlich der Inbegriff des markanten Hausbaumes, aber das macht wirklich nur dann echte Freude, wenn der Garten groß genug ist. Nimmt der Baum zu viel Raum ein, wird er schnell lästig und es ist schade, wenn er dann laufend mit aufwendigen Schnittmaßnahmen gebändigt werden muss. Das kostet nicht nur, sondern beraubt den Baum auch seiner wahren Schönheit.
Kleines Grundstück – kleine Krone
Für kleinere Grundstückszuschnitte eignen sich deshalb kleinkronige Bäume, die trotzdem schöne, charakteristische Kronen entwickeln, aber insgesamt kompakt bleiben. Die Auswahl dafür wächst ständig, nicht zuletzt, weil es die heutigen Raumverhältnisse in den Straßen-, Wohn- und Siedlungsräumen erfordern. Suchen Sie deshalb nach Herzenslust die Wuchsform aus, die Ihnen und dem Stil des Hauses und der Umgebung entspricht. Außer Kugel- und Säulenformen gibt es schließlich noch andere. Schirm- oder Hängeformen sind zum Beispiel tolle Kronendächer, unter denen es sich prima spielen oder verstecken lässt. Nicht zu vernachlässigen ist der Winteraspekt bei Bäumen. Denn dann kommen die Rinde und der Habitus deutlich zum Vorschein. Eine besonders schöne Wuchsform, wie beim Blasenbaum, Lederhülsenbaum oder Pagoden- Hartriegel, die ihre Zweige malerisch am Stamm angeordnet tragen, sind auch ohne Laub ein richtig attraktiver Anblick.
Mit Baumfarben gestalten
Eine schöne Einheit entsteht, wenn die Fassadenfarbe und die Farbeigenschaften des Baumes aufeinander abgestimmt sind. Das schafft mehr als nur die berühmten Farbtupfer und erzeugt tolle Stimmungen im und um das Haus. So ergeben rotlaubige Gehölze oft fantastische Kontraste zu hellen Pastelltönen. Dunkle Fassadenfarben bekommen dagegen durch helle Laubfarben oder zierliche Blattformen mehr Leichtigkeit. Insgesamt wirken helle oder silbrige Laubfarben transparent, lebendig, bewegt und aktiv, während dunkle Laubfarben mit großen Blättern eher Ruhe und Erhabenheit ausstrahlen. Ein Ahorn mit dunkelrotem Laub verbreitet deshalb eine völlig andere Atmosphäre als eine Zitterpappel, deren kleine helle Blättchen quirlig in Dauerbewegung sind.
Zusätzliches Farbspektakel
Eine auffällige Herbstfärbung der Blätter ist noch ein zusätzliches spektakuläres Farbfeuerwerk für ein paar Wochen, das aber charakteristisch für den Baum und damit für das ganze Haus wird. Glühende Herbstfärber wie Amberbaum, Eisenholzbaum, Tupelobaum oder Kupfer-Felsenbirne setzen rot-orange leuchtende Fackeln in den Garten. Andere, wie Ahorn, Hainbuche, Blasenbaum, Linde oder Zierkirsche, die ein gelbes Blätterkleid anlegen, taucht die Herbstsonne in goldenes Licht. Grämen Sie sich nicht, wenn das Farbspektakel vorüber ist und die Blätter schließlich fallen. Und nein – sie sind kein Schmutz, wirklich nicht. Breiten Sie das Laub auf Beeten im Garten aus, dort tut es beim Verrotten nützliche Dienste und versorgt den Boden mit wertvollen Nährstoffen. Wenn Sie sich dann auch noch für einen Hausbaum mit einer schönen oder gar auffälligen Blüte entschieden haben, werden Sie sich bestimmt jedes Jahr aufs Neue darauf freuen. Denn die Knospen von Zierkirschen, Magnolien, Felsenbirnen oder Trompetenbäumen Öffnen sich jedes Jahr zu einem bestimmten Zeitpunkt, den Sie sicher immer wieder sehnsüchtig erwarten werden. Dabei gibt es schöne Details zu beobachten. Manche Bäume zeigen ihre Blüte, bevor das Laub austreibt, sodass sich die gesamte Krone in eine Blütenwolke hüllt. Magnolien, Zierkirschen, Zierapfel oder Judasbaum bieten da unvergleichliche Anblicke. Andere öffnen ihre Knospen zusammen mit dem Austrieb der Blätter, was dem Baum oft einen schönen farblichen Schimmer verleiht, wie bei Ahorn oder Traubenkirsche. Manche Gehölze beginnen mit ihrer Blüte erst dann, wenn der Baum schon belaubt ist, wie die Mispel oder der Schnurbaum. Dann sind Blüte und Blatt ein schön gemustertes Baumkleid. Egal, was Ihr Lieblingsbaum zu bieten hat, ob markante Wuchsform, tolle Blüte, hübsche Laubform oder feurige Herbstfärbung: Unterschätzen sie nicht die Wirkung, die ein schöner Baum auf die gesamte Umgebung haben kann. Im Vorgarten ist Ihr Hausbaum eventuell Teil des Straßenraums, Sie tragen mit ihm also zur Grüngestaltung, Belebung und Aufwertung Ihres Wohnviertels bei. Außerdem begrüßt Sie Ihr Baum bei jedem Nachhausekommen. Und dafür wirft er sich alle paar Wochen sogar in ein neues Kleid.

Auf die Größe kommt es an
Linden, Eichen, Buchen, Kastanien – das sind Bäume, die stattliche Größen erreichen. Dazu brauchen sie zwar viele Jahrzehnte, doch schon nach einigen Jahren ist absehbar, dass sie ordentlich Platz beanspruchen. Weil ein Hausbaum aber kein Möbelstück ist, das nach ein paar Jahren ausgedient hat, ist seine Größenentwicklung eine wichtige Frage, der man sich bei der Auswahl intensiv widmen sollte. Jeder Baum hat eine Maximalgröße, die er erreichen kann. Sie finden auch hier im Buch zu jeder Baumart eine Höhenangabe. Die ist allerdings immer abhängig von den Standortbedingungen. Hat ein Baum so viel Wurzelraum, Licht, Wärme, Feuchtigkeit und Nährstoffe, wie er bevorzugt – kurz: hat er den Idealplatz, dann wird er wahrscheinlich auch die angegebene Höhe erreichen. Kalkulieren Sie diese Höhe aber in jedem Fall ein, auch wenn es bei der Pflanzung oft schwer vorstellbar ist, dass das junge Bäumchen in absehbarer Zeit ein ordentlicher Baum wird, und das geht oft schneller, als man denkt. Doch auch unter den Bäumen gibt es welche, die es eilig haben und relativ rasch an Größe zunehmen, wie Robinien oder Purpur-Erlen, während andere eher langsam wachsen, wie die Esskastanie. Allerdings sind immer die Standortbedingungen dafür verantwortlich, wie schnell sich der Baum entwickelt.
Abstand halten
In diesem Zusammenhang müssen Sie auch den Abstand zum Nachbargrundstück im Auge behalten. Wie groß der sein muss, regelt jedes Bundesland unterschiedlich. Fragen Sie bei der Bauaufsichtsbehörde Ihrer Stadt oder Gemeindeverwaltung nach, dort erfahren Sie den geltenden Grenzabstand, den Sie mit Ihrem Baum einhalten müssen. Planen Sie in jedem Fall genügend Wurzelraum für den Baum ein. Denn nur dann kann Ihr neuer Freund auch sesshaft werden. Manche Bäume wurzeln flach, andere entwickeln sich in die Tiefe, einige breiten sich weitverzweigt aus. Ein schmaler Vorgarten braucht deshalb einen Baum, dessen Wurzeln sich nicht gleich bis ins Nachbargrundstück ausbreiten. Einige flachwurzelnde Bäume, wie die Felsenbirne oder der Blasenbaum nehmen es dagegen übel, wenn ihr Wurzelraum verdichtet oder sogar mit einem Belag überdeckt wird. Vergewissern Sie sich auch, ob im Umfeld Leitungen oder Kanalrohre verlegt sind, mit denen die Wurzeln des Baums in Konflikt kommen könnten. Unter Umständen sind Schutzmaßnahmen dafür notwendig.
Gut platziert
Für den richtigen Platz Ihres Hausbaumes sind zwei Kriterien entscheidend: Zum einen muss er dorthin, wo Sie seine guten Eigenschaften am besten genießen können. Soll er ein attraktiver Blickfang vom Wohnzimmer aus sein, oder haben Sie ihm einen Platz im Vorgarten zugedacht, wo er den Eingang markiert? Platzieren Sie am besten zunächst eine lange Holzlatte am möglichen Standort, denn damit lässt es sich leicht prüfen, wo Ihr Baum am besten hinpasst. So können Sie aus verschiedenen Blickwinkeln – besonders auch von innen – betrachten, wie Ihr Baum im Garten wirkt. Gerade wenn er eine sch.ne Blüte oder Herbstfärbung hat, sorgt er ja für besonders schöne Aussichten. Gleichzeitig wird damit auch klar, wo er ungünstig stehen würde und vielleicht Räume verschattet oder Aussichten versperrt. Behalten Sie deshalb die Größenentwicklung der Krone im Hinterkopf. Bildet der Baum Früchte, dann vergessen Sie nicht, dass Sie die vielleicht auch einigermaßen bequem ernten möchten oder Sie nicht unbedingt den angrenzenden Gehweg mitsamt Ihren Nachbarn mit herabfallenden Beeren versorgen möchten.
Der richtige Standort
Das zweite Kriterium sind die Standortbedingungen. Ist der Boden sandig oder lehmig, sauer oder alkalisch? Wie sieht es mit der Wasserversorgung aus? Ist der Boden immer etwas feucht oder schnell trocken? Wie sind die Lichtverhältnisse – eher sonnig oder steht der Baum im Schlagschatten des Hauses? Und ist der Platz geschützt oder soll der Baum in einer windigen, kühlen Ecke stehen? Diese Fragen sind entscheidend dafür, welche Baumart sich bei Ihnen wohlfühlen kann. Ein sonne- und wärmeliebendes Gehölz braucht einen geschützten Platz. Ist es aber kalten Winden ausgesetzt, wird es nur kümmerlich wachsen oder sich sogar bald verabschieden. Genauso kann ein Baum, der leichte und durchlässige Böden braucht, in schwerer Lehm- und Tonerde einfach nicht gut Fuß fassen und sich gesund entwickeln. Das trübt die Freude am Hausbaum, deshalb sind die Standortbedingungen das kompromisslose Auswahlkriterium, damit der richtige Baum auch den richtigen Wohlfühl-Platz bekommt. Zum Glück gibt es Gehölze, die relativ anpassungsfähig an den Boden und die Ausgangsverhältnisse sind, wie Kornelkirsche, Ahorn oder Weißdorn, die als anspruchslos gelten. Nicht zuletzt bestimmt aber auch der Klimawandel die richtige Wahl, denn die Bäume sind zunehmend Extremsituationen ausgesetzt und müssen mit anhaltender Trockenheit genauso wie mit starken Niederschlägen fertig werden. Die Auswahl in diesem Buch zeigt deshalb einen Querschnitt der Möglichkeiten aus altbekannten und neu erprobten Bäumen für den Hausgarten.
Bäume machen Freude
Klar, ein bisschen Pflege und Aufmerksamkeit braucht der Hausbaum schon, bis er fest verwurzelt ist mit seiner Umgebung, besonders zu Beginn. Die beste Pflanzzeit ist der Herbst oder das zeitige Frühjahr. Ihre Baumschule liefert den Hausbaum in einer guten Qualität und mit passendem Pflanzsubstrat und Düngeempfehlung. In trockenen Sommern braucht er vielleicht eine Gieß-Unterstützung, doch Ihr Hausbaum wird sicher schnell für Sie und Ihre Familie ein treuer Freund fürs Leben werden.
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Der Inhalt aus diesem Artikel ist aus dem Buch:
Bärbel Faschingbauer
Der Hausbaum
ISBN: 978-3-8354-1706-9
Preis: €(D) 18,00 / €(A) 18,50 / sFr 25,90
Verlag: BLV Buchverlag
Bärbel Faschingbauer zeigt in „Der Hausbaum“ (BLV Buchverlag), wie man den passenden Baum findet, an dem man lange Freude hat. Dabei geht die Autorin auf alle Gartengrößen ein und zeigt entsprechende Möglichkeiten für Eingänge, Vorgärten sowie mittelgroße und größere Gärten. So ist die Magnolie eine kapriziöse, aber dennoch unvergleichliche Schönheit, die sich als Hausbaum im Vorgarten eignet. In kleinen und mittelgroßen Gärten findet die Hainbuche Platz. Sie ist ein echter Allrounder: robust, schnittverträglich, anspruchslos und beeindruckt mit ihrer Größe. Größere Gärten eignen sich zum Beispiel für einen Walnuss-Baum. Dieser ist ein Klassiker unter den Hausbäumen und wird bis zu 150 Jahre alt.