Buchweizen (Fagopyrum esculentum)
Der Buchweizen hat mit seinem Namensvettern, dem Weizen, nur wenig zutun. Bis auf wenige optische Ähnlichkeiten, sind es doch zwei ganz unterschliedliche Gewächse. Der Buchweizen gehört nämlich zu der Familie der Knöterichgewächse und darum zu den sogenannten Pseudo-Getreidesorten, welches nicht nur kulinarische, sondern vor allem auch gesundheitlche Vorzüge aufweist.

Geschichte
Buchweizen wurde schon vor 6000 Jahren angebaut – darauf weisen historische Funde aus Nepal, Sibirien, der Mandschurei und China hin. Nomaden verbreiteten die Körnerfrucht über weite Strecken der Erde, bis sie im 13. Jahrhundert ins kühle Europa gelangte. Die kleinen dreikantigen, „weizen“-großen Früchte des Knöterichgewächses sind nahrhaft und ähneln in ihrer Form den „Buch“eckern; dieser Ähnlichkeit verdankt der Buchweizen seinen deutschen und seinen botanischen Namen: „fagus“ (lat. = Buche); „pyros“ (griech. = Weizen); der Artname: „esculentum“ (lat.) bedeutet „essbar“. Für therapeutische Zubereitungen wird allerdings seit etwa 20 Jahren das blühende Buchweizenkraut gegen Gefäßerkrankungen verwendet. Es hat einen hohen Gehalt an Rutin (Flavonoid) und wurde deshalb zur Arzneipflanze des Jahres 1999 gekürt.
Botanisches
Buchweizen gehört zur Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae) und ist eine sehr genügsame Pflanze, die unter schlechtesten Verhältnissen auf kargen, sauren und bevorzugt auf sandigen Böden gedeihen kann. Die einjährige Pflanze wird 15–60 cm hoch. Bei jeder Knotenbildung des Stängels entsteht ein dreigezackt pfeilförmiges Blatt. Die kleinen weißrosa Blütchen (300–1800 Blüten/Pflanze), die jeweils nur einen einzigen Tag blühen, tragen von Juni bis Oktober reichlich Nektar, deshalb bevölkern Tausende von Hummeln und Bienen ein Buchweizenfeld. Die essbaren, aromatisch-nussigen Früchte sind dreieckig und rotbraun.
Anbau und Ernte
Das pharmazeutisch verwendete Kraut ist 8 Wochen nach der Aussaat reif, die Früchte 2–3 Monate danach. F.esculentum ist anspruchslos, aber empfindlich gegen Bodenfrost. Daher wird in kalten Gegenden als Nahrungspflanze Falscher oder Tatar-Buchweizen (Fagopyrum tataricum) gepflanzt. Die Pflanzen sollen gut besonnt sein, damit sich genügend Rutin bilden kann; deshalb das Kraut bei Blühbeginn am Nachmittag mit möglichst geringem Stängelanteil ernten. Rasch trocknen und gut trocken aufbewahren.
Vorsicht bei der Ernte! Hautempfindliche Menschen können bei Berührung der Pflanze unter Sonneneinstrahlung eine Lichtallergie entwickeln.

Wirkungen
Buchweizenkraut enthält einen hohen Gehalt des gefäßschützenden Flavonoids Rutin, das die Venen abdichtet, die Brüchigkeit und übermäßige Durchlässigkeit von Blutgefäßen reduziert und deren Elastizität erhöht. Das beugt Wasseransammlungen im Gewebe (Ödemen) vor, wirkt abschwellend bei venösen Stauungen und fördert den Durchfluss im Kapillarsystem. Der Flüssigkeits- und Stoffaustausch der Kapillaren und Venolen wird normalisiert, der Rückgang der Entzündungsbereitschaft unterstützt, Spannungsschmerzen und Schweregefühl in den Beinen gemindert. Buchweizen sorgt für gute Durchblutung bis in feinste Kapillaren. Zusätzlich fangen die antioxidativen Flavonoide Radikale ab und werden daher als bedeutende Zellschutzfaktoren in der Arterioskleroseprophylaxe eingesetzt.
Tee & mehr
Buchweizentee
1–2 TL (1,8 g) Buchweizenkraut mit 200 ml Wasser 3 Minuten aufkochen, 10 Minuten ziehen lassen (damit das Rutin vollständig in Lösung geht), abgießen. 3–4 Monate lang 3-mal täglich 1 Tasse trinken; dann 3 Monate Pause machen.
Teemischungen
Venentee (Aufguss)
Je 20 g Kraut von Buchweizen, Schafgarbe, Honigklee, Hohlzahn und Weißdorn. 10 Minuten ziehen lassen. 6 Wochen lang 3-mal täglich 1 Tasse trinken.
Tee gegen Gedächtnisschwäche (Aufguss)
Je 20 g Buchweizenkraut, Basilikum-, Eisenkraut-, Rosmarin- und Weißdornblätter. 7 Minuten ziehen lassen. 6 Wochen lang 3-mal täglich 1 Tasse trinken.
Weitere Zubereitungen
Buchweizenschönheitsmaske
2 EL Buchweizenmehl mit je 1 TL Mandelöl und Honig verrühren. Die Masse auf dem Gesicht verteilen. Nach 20 Minuten mit warmem Wasser abspülen und mit kaltem (Rosen-)Wasser abtupfen. Das macht trockene, faltige, spröde Haut weich und geschmeidig.
Altes Wissen
Bereits die Phönizier bereiteten aus den gerösteten Samen „Far“ zu, die erste historisch verbürgte Buchweizengrütze. Sie durchwärmt den Organismus und ist bekömmlich als stärkende Schon- oder Krankenkost. Das „Korn“ enthält alle acht essenziellen Aminosäuren, Vitamin B1, B6 und Kalium, Magnesium, Phosphor, Kupfer, Fluor und Eisen. Buchweizen ist glutenfrei und deshalb für Zöliakiekranke geeignet, aber nicht backfähig.
Medizinische Anwendung: Fagopyri herba
Inhaltsstoffe: Flavonoide (90 % Rutin), Anthozyane, Kaffeesäurederivate, Phenylcarbonsäure, Salizylsäure, Gerbstoffe. In Blüten phototoxisch wirkende Naphthodianthrone (im Teeaufguss nicht enthalten, weil sie fett- und nicht wasserlöslich sind !).
Anwendung, innerlich: Venöse Stauungsbeschwerden und zur unterstützenden Therapie bei Krampfadern (chronische, venöse Insuffizienz), peripheren Durchblutungsstörungen und Beingeschwüren (Ulcus cruris). Zur Vorbeugung von Arteriosklerose, bei Schwindel, bei Gedächtnisschwäche und bei Netzhautblutungen des Auges. Die Samen scheinen einen antidiabetischen Effekt zu haben. Tagesdosis: 5–6 g Buchweizenkraut, 150 mg Rutin (Fertigarzneimittel). Gut verträglich, zur Daueranwendung empfohlen. Kommission E: Nicht bearbeitet; die Wirksamkeit wurde jedoch für ein Fertigarzneimittel (Fagorutin®) klinisch und experimentell nachgewiesen.
Nebenwirkungen: Sehr selten Kopfschmerzen; Photosensibilisierung nach intensiver Sonneneinstrahlung.
Gegenanzeigen: Bislang nicht bekannt. Als Vorsichtsmaßnahme nicht in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft einnehmen.
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