Bunt, frech, fröhlich – Gartenprimeln
Primel – der Name leitet sich vom lateinischen Wort „Prima“ ab, was so viel wie „Die Erste“ heißt. Der Name passt absolut – zeitig im Jahr bringen uns die bunt blühenden Primeln eine erste Ahnung von Frühling in den Garten und ins Haus. Viele Gartenbesitzer kennen Primeln ausschließlich als Saisonpflanze im Frühjahr. Aber die farbenfrohe Pflanze kann noch mehr. „Für den Garten gibt es fast für jeden Bereich eine passende Primelart“, schwärmt Susanne Peters. Die Gärtnerin betreibt mit ihrem Mann eine Raritätengärtnerei in Uetersen. Sie ist begeistert von der Vielfalt der Blüten- und Wuchsformen und den teilweise sehr langen Blütezeiten von Primeln. „Mit Primeln wird es bunt im Garten!“

Frühlingslaune
Keine andere Pflanze steht so sehr für den Frühling wie die Kissenprimel (Primula vulgaris). Ab Januar werden Zuchtformen dieser Art überall zum Verkauf angeboten. „Was viele nicht wissen, diese Primel ist eigentlich winterhart“, erklärt Peters. Durch die Züchtung auf große und bunte Blüten ist den Pflanzen die sehr gute Winterhärte abhanden gekommen. In Staudengärtnereien findet man die deutlich robusteren, kleinblütigen Gartenformen. Kissenprimeln eignen sich besonders gut zur Auspflanzung vor Hecken oder als Einzelpflanzen vor immergrünen Sträuchern. „Die intensiven Farben dieser Primel-Arten kommen hier besonders gut zur Geltung“, weiß Peters. Empfehlenswert ist die Kombination mit weißblühenden Pflanzen wie Christrosen (Helleborus), Schneeglöckchen (Galanthus) oder Krokus (Crocus). Im Kommen seien gefüllte Sorten, die teilweise an Rosen erinnern. Die Züchtung bringt hier im Moment sehr viele attraktive Pflanzen hervor, berichtet Peters, wobei diese Pflanzen zu den anspruchsvolleren Stauden gehören.
Primelvielfalt für den Garten
„Ebenso vielfältig wie die Blütezeiten sind die Blütenformen und die Standortvorlieben von frühjahrsblühenden Primeln“, erklärt die Pflanzenkennerin. Für feuchte, frische Böden eignet sich beispielsweise die Kugelprimel (Primula denticulata). Man kann sie prima an Bachläufen, an sonnig bis halbschattigen Standorten einsetzen. Sie bildet im März und April kugelförmige Blüten aus, die in weißen, violetten und karminroten Farbtönen erscheinen und sich sogar als Schnittblumen eignen. Besonders schön wirkt die Kombination mit Bergenie (Bergenia) oder Frauenmantel (Alchemilla). Eine tolle Fernwirkung hat die Rosenprimel (Primula rosea) mit ihren kräftig karmesinroten gestielten Blüten, die noch vor dem Laub erscheinen. Sie wird ca. 20 cm hoch und gedeiht am besten auf feuchten, humosen Lehmböden. „Für niedrige Einfassungen entlang von Gartenwegen ist die nur 8 cm hoch werdende Teppichprimel (Primula juliae) bestens geeignet“, empfiehlt Peters. In ihrem Garten hat Peters die ausdauernden Pflanzen als Einfassung zusammen mit Hängepolster-Glockenblumen (C. poscharskyana bzw. C. portenschlagiana) kombiniert. Die im März bis April leuchtend blühenden Primeln liegen winterblühenden Christrosen (Helleborus niger) zu Füßen, spätblühende Steinbreche (Saxifraga cortusifolia) ergänzen das Ganze zu einem lebendigen Ensemble. Ein weiterer Vorteil der Teppichprimel – sie ist fast immergrün und sieht auch im Winter noch gut aus. Gartenbesitzer sollten darauf achten, dass der Boden ausreichend frisch ist.

Heimisch und zum Verwildern geeignet
Die Schlüsselblume (Primula veris) ist als heimische Wald- und Wiesenpflanze bestens bekannt. „Wildpflanzen stehen allerdings unter Naturschutz und dürfen nicht gepflückt werden“, weiß Peters. Über Staudengärtnereien sind schöne Exemplare aus gärtnerischer Produktion erhältlich. Die Schlüsselblume wird ca. 20 cm hoch und bildet kleine dottergelbe Blütenbüschel. Die Einzelblüten haben orangene Flecken im Schlund und duften fein nach Aprikosen. Sie sind ideal, wenn man im Garten eine wiesenähnliche Ecke anlegen möchte. Um möglichst viel Freude an einer Anpflanzung im Rasen zu haben, sollte man im Frühjahr den ersten und zweiten Rasenschnitt ausfallen lassen, damit die Pflanzen ungestört einziehen und Kräfte tanken können. Schlüsselblumen brauchen einen humusreichen, frischen Standort, der im Sommer nicht zu heiß und zu trocken sein sollte. „Im Beet lassen sich Schlüsselblumen besonders gut mit höheren Pflanzen kombinieren, die später austreiben und dann das Laub der einziehenden Schlüsselblumen verdecken“, rät Peters. Hier eignen sich Funkien (Hosta) oder Storchschnabel (Geranium) bestens. Allerdings sollte man darauf achten, dass die Pflanzpartner nicht zu sehr wuchern. Toll wirken die Schlüsselblumen auch mit wilden Hornveilchen (Viola cornuta) oder Lungenkräutern (Pulmonaria), die das Gelb mit ihren blauen Blütenfarben ergänzen. Wenn ihr der Standort zusagt, breitet sich die Schlüsselblume durch Sämlinge aus.
Gartentipp
Ihre Vielfalt und Unempfindlichkeit machen Primeln zu einer empfehlenswerten Gartenblume. Die Farbpalette ist sehr groß. Außer reinem Enzianblau findet man beinahe alle Farben unter den zahlreichen Arten und Sorten. In größere Gruppen gepflanzt, erzielen sie eine beeindruckende Fernwirkung im eher grauen Frühlingsgarten. Primeln haben einen hohen Nährstoffbedarf, da sie in der Regel reich blühen und eine üppige Belaubung aufweisen. Peters empfiehlt eine Düngung im Frühjahr. Hier können sowohl Kompost, organische Dünger (beispielsweise Hornspäne), als auch mineralischer Mehrnährstoff-Dünger eingesetzt werden. Teilt man die Pflanzen alle 3-5 Jahre, fördert man ihre Langlebigkeit. „Entfernen Sie abgeblühte Samenstände, dann säen sich die Pflanzen nicht zu stark aus und haben mehr Kraft um weitere Blüten hervorzubringen“, rät Peters. Die Primel galt aufgrund ihrer frühen Blüte als Symbol der Hoffnung, der Jugend und der Heilkraft des Frühlings. Durch den hohen Saponin-Gehalt haben die Wurzeln der Primeln eine schleimlösende Wirkung und kamen deshalb bei Erkrankungen der Atemwege zum Einsatz.
TEXT: GMH/BdS