Strohballenbeet
Pflanzen benötigen zum Wachsen, Blühen und Fruchten drei Dinge: Licht, Wasser und Nährstoffe – und ein Medium, das ihren Wurzeln Halt gibt. Das Substrat dient nur als Lebensraum für die Wurzeln und zur Verankerung. Da durch das Düngen des Strohs bei der Aufdüngung das Problem der Stickstoff- Fixierung gelöst ist, stellt Stroh eine geniale Alternative zu Torf, Kokos- oder Holzfaser dar.

Das brauchen Sie:
•Strohballen (Quaderballen, ca. 50 cm x 60 cm x 70 cm
und einem Gewicht von etwa 6–8 kg/Ballen)
•organischer oder mineralischer Dünger mit einem
N-P-K-Verhältnis von etwa 10-10-10 bis 15-10-10
•Pflanzerde
Zeitbedarf
•10–20 Tage zur Vorbereitung
•15 Minuten pro Tag zum Gießen und Düngen
während der Vorbereitung
Extras
•Perlschlauch und Anschlüsse für eine automatische Bewässerung
Stroh ist ein nachwachsender Rohstoff, der in fast unbegrenzter
Menge anfällt. Außerdem gibt es ihn fast überall in der näheren
Umgebung. Dazu kommt: Stroh ist billig. Ein einzelner Ballen
kostet nur ein Drittel bis ein Viertel der vergleichbaren Menge
Pflanzerde. Und Stroh ist leicht zu transportieren und zu tragen.
Strohballen aufstellen
Die Strohballen werden in Reihen an einer möglichst sonnigen Stelle im Garten aufgestellt. Man platziert sie am besten in Nord-Süd-Richtung, dann bekommen alle Pflanzen gleich viel Licht. Der Abstand zwischen den Reihen sollte etwa 80 cm bis 100 cm betragen, damit man bequem dazwischen durchgehen kann und die Pflanzen, die über den Rand der Ballen wachsen, genug Platz haben.
Wichtig: Die Wasserversorgung
Da Stroh nicht so viel Wasser speichern kann wie normale Blumenerde oder Gartenboden, muss es im Sommer regelmäßig bewässert werden. Ein automatisches Bewässerungssystem mit Tropf- oder Perlschläuchen erspart Gießkannenschleppen oder das Gießen mit dem Gartenschlauch bei Hitze und Trockenheit.
Dünger für Stroh und Pflanzen
Da Stroh fast keine Nährstoffe besitzt, sondern nur trockenes, verholztes Material, ist eine Zugabe von Dünger, vor allem von Stickstoff, notwendig. Diese Nährstoffe sind nicht nur für die Pflanzen wichtig, sondern auch für die Bakterien und Pilze, die das Stroh nach und nach abbauen. Diese Konditionierung oder Präparierung der Ballen dauert etwa drei Wochen. Erst dann ist der Stickstoffbedarf der Bakterien im Stroh gedeckt, das Stroh leicht angerottet und Sie können mit der Aussaat oder dem Pflanzen von Gemüse und Kräutern beginnen.
1. Die Strohballen werden in Reihen im Gemüsegarten aufgestellt. Damit die Wege zwischen den Ballen bei Nässe nicht schlammig und matschig werden, kann der Boden mit einem Unkrautvlies abgedeckt und mit Rindenmulch abgestreut werden. Ein Perlschlauch, der an einen Wasserhahn angeschlossen wird, sorgt im Sommer für eine gleichmäßige Wasserversorgung.
2. Zur Düngung wird pro Ballen eine Tasse Volldünger ausgestreut. Der Dünger muss einen hohen Stickstoffgehalt haben.
3. Wichtig ist das Bewässern des Strohs, damit die Bakterien im Stroh den Dünger auch verarbeiten können. In den ersten zehn Tagen wird dieser Prozess mehrfach wiederholt: Geben Sie jeden zweiten Tag eine halbe Tasse Dünger auf die Ballen, an den anderen Tagen wird nur gewässert. Während dieser Rottephase erhitzt sich das Stroh auf bis zu 40–50Åã C. Regnet es während der Präparierung, sollten die Ballen mit Folie abgedeckt werden, damit die Nährstoffe nicht ausgewaschen werden. In der dritten Woche wird nur gewässert, dann folgt noch einmal eine Düngergabe, die den Pflanzen zugutekommt. Fast immer erscheinen während der Konditionierungsphase Schimmelrasen oder kleine Pilze auf der Strohballenoberfläche. Sie sind völlig unbedenklich und können, wenn sie stören, einfach mit der Hand abgestreift werden. Sie sind sogar ein gutes Zeichen, denn sie zeigen, dass der Rotteprozess im Inneren des Ballens in Gang ist. Nach einiger Zeit verschwinden sie von selbst wieder. Weder für die Pflanzen noch für den Gärtner stellen sie eine Gefahr da. Lediglich starke Allergiker sollten im Umgang mit den Ballen etwas Vorsicht walten lassen.
4. Um den Pflanzen oder Sämlingen einen guten Start zu geben, kommt auf das Stroh eine etwa 5 cm dicke Schicht aus Aussaat- oder Pflanzerde.
5. Gemüse wie Möhren, Radieschen oder Schnittsalat wird in Reihen oder breitflächig auf den Ballen ausgesät und mit einer dünnen Schicht aus Blumenerde abgedeckt. Danach mit weichem Brausestrahl aus dem Schlauch oder einer Gießkanne angießen.
6. Erdbeeren, Kopf- und Pflücksalat, Mangold, Tomaten, Paprika und viele andere Gemüse werden direkt gepflanzt. Formen Sie mit den Fingern ein Loch im Stroh, in das die Jungpflanze gesetzt wird. Anschließend angießen. Sowohl Sämlinge wie auch Jungpflanzen werden auf Strohballen schneller wachsen als im Gartenboden, da die Bakterien im Stroh immer weiter arbeiten und dabei Wärme erzeugen. Während die Erde im Grundbeet noch kühl und feucht ist, liegt die Temperatur im Strohballenbeet einige Grad Celsius höher.
7. Regelmäßige Bewässerung vorausgesetzt, wachsen und gedeihen praktisch alle Gemüse und Kräuter im Stroh. Lediglich ausdauernde Arten wie Artischocken und Rhabarber oder mehrjährige Kräuter wie Liebstöckel, Thymian, Oregano oder Lavendel sind weniger geeignet, da das Stroh nach einer Saison verrottet ist und als wertvoller Humus zur Bodenverbesserung, als Mulch oder zum Abdecken von Beeten im Winter im Garten verteilt wird.

Zusätzlich düngen
Für die meisten Gemüse und Kräuter reicht der Nährstoffvorrat im Stroh zum Wachsen aus. Keine zusätzlichen Düngergaben sind nötig bei allen Kräutern, Salaten wie Kopf- und Schnittsalat, Endivie, Radicchio, Feldsalat, Asia-Salaten und Rucola (Rauke) sowie Blattgemüsen wie Mangold und Spinat. Auch Möhren, Pastinaken, Rettich, Radieschen und Rüben, Erbsen und Bohnen, Zwiebeln, Knoblauch und Porree brauchen nicht viel Dünger und müssen nicht nachgedüngt werden. Eine oder mehrere zusätzliche Düngergaben im Sommer sind bei starkzehrendem Gemüse wie Knollenfenchel und -sellerie sowie Kartoffeln und allen Kohlarten sinnvoll. Fruchtgemüse wie Paprika, Tomaten, Auberginen und Zucchini, das ab Juli laufend neue Früchte bringt, wird regelmäßig nachgedüngt.
Erdbeeren auf Strohballen
Für den Anbau in Strohballen eignen sich Garten- und Monats-Erdbeeren, bei Wald-Erdbeeren ist der Ertrag höher, wenn sie sich als Unterpflanzung von Beerensträuchern im Garten ausbreiten können. Erdbeeren brauchen Kälte, um Blütenknospen anzusetzen. Da sie auf Strohballen erst im Frühjahr gepflanzt werden können, behilft man sich mit Frigo Pflanzen. Das sind Erdbeersetzlinge, die im November des Vorjahres in den Vermehrungsbetrieben gerodet wurden und bis zur Pflanzung im April oder Mai bei –2 C in einem künstlichen Winterschlaf gehalten werden. Etwa neun Wochen nach der Pflanzung kann geerntet werden. Mit von Mai bis Juli gepflanzten Frigo- Erdbeeren können Sie also von Anfang Juli bis in den September hinein Erdbeeren ernten.
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Der Inhalt aus diesem Artikel ist aus dem Buch:
Folko Kullmann
Garten & Balkonprojekte – für Selbermacher
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